Weniger Gemecker und Gewinner der Verlosung

Hej hej Ihr Lieben,

nicht das erste Mal schreibe ich Euch, dass unser Morgen meist
schon mit Theater von den Mädchen und Gemecker von meiner Seite startet.
Einer der Gründe oder gleich mehrere könnt Ihr hier nachlesen. Aber ich habe
keine Lust mehr! Keine Lust auf das Weinen schon am Morgen, keine Lust auf
schlechte Laune und keine Lust mit dem Gemecker (teilweise laut, weil leise
ignoriert wird) mein Kind zu verletzten. Im Endeffekt ist das Lautwerden auch
eine Art der Verletzung und die heilt nicht so schnell wie eine Schürfwunde.
Natürlich kommt es auch auf den Inhalt an, aber ich merke ich, dass es der
Beziehung zwischen den Mädchen und mir nicht besonders gut tut.

Deshalb habe ich beschlossen testweise eine Woche lang
weniger zu meckern.

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Mehr durchzuatmen.

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Einmal mehr drüber nachzudenken, ob das
Gemecker/das Lautwerden sein muss?

–         
Ob das, weshalb ich vorhabe zu meckern es Wert
ist?

–         
Ob es nicht sogar meine Schuld ist was passiert
ist und ich eigentlich nur sauer auf mich bin und das an dem Kind auslasse?
Z.B. Weil ich Kugelschreiber liegen lasse und die Mädchen malen damit auf dem
Tisch.

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es fällt mir leicht.
Zu sehr hat sich das Verhaltensmuster schon in mein Handeln eingeschlichen. Das
Muster ist dominant und es gilt jetzt dagegen an zuarbeiten und diese Stimme
des Meckerns zu besänftigen. Es muss wie ein kleines Kind in den Arm genommen
werden und man muss es sanft machen. Denn viel zu lange hatte es jetzt die
Vormacht.

Aber nach einer halben Woche merke ich, dass es einfacher
wird gegen das Verhaltensmuster anzugehen. Natürlich werde ich immer noch mal
laut, aber jetzt schon viel seltener als sonst. Ich muss häufig durchatmen,
teilweise aus dem Zimmer gehen und bis 10 zählen, aber es wird. Auch wenn das 5.
Glas am Morgen umgekippt ist, bleibe ich ruhig und bitte Sophie einfach noch
ein Tuch (für Milch, Wasser oder Saft) den Staubsauger (Blumentopf, Müsli,
Knäckebrot etc.) oder den Wischmop (Müsli mit Milch, Suppe etc) zu holen. Egal,
ob ich sie 5 mal vorher gewarnt habe oder nicht, ich versuche ruhig zu bleiben.
Denn eigentlich machen die Kinder es NIE mit Absicht, nie! Würde mich jedes Mal
eine erwachsene Person ausmeckern, wenn ich etwas umkippe, dann würde ich irgendwann
keine Lust mehr haben, irgendetwas alleine zu machen. Wir wollen, dass unsere
Kinder selbstständig und selbstbewusst werden, erlauben Ihnen aber nicht sich
auszutesten. Klar kann ich sie warnen was passieren wird, wenn man die Arme
ausbreitet und das volle Glas direkt neben dem Ellenbogen abgestellt wurde. Lernen
wird sie erst, wenn sie das Glas umhaut.

Ich weiß, es fällt keinem leicht ruhig zu bleiben, vor allem
wenn das alles um 6:00Uhr morgens passiert. Solltet Ihr nicht schimpfen,
verläuft der Morgen zu 90% entspannter. Denn ob ich jetzt deshalb schimpfe „
Ich habe Dich doch gewarnt“, „ Wieso hörst Du nicht auf mich?“ oder nicht, es
wird nichts an der Tatsache ändern. Die Zeit dreht sich nicht zurück und das
Glas steht voll wieder da. Schimpft Ihr nicht, legt Euer Verhalten einen
Grundstein dafür, dass der Morgen etwas entspannter wird.

Über Kleidung streiten wir uns kaum noch, sie zieht an, was
sie möchte. Sollten die Mädchen ihre Jacken, Schuhe etc. nicht anziehen, dann
gehen sie halt ohne. Spätestens wenn ihnen kalt ist oder sie nass sind (und sie
das stören sollte), werden sie sich anziehen. Sophie war ganze 1x im
Schlafanzug in der Kita, seit dem nie wieder! Ihre Anziehsachen hatte ich
einfach mit dabei.

Ich lasse die Mädchen jetzt mehr machen, d.h. zumindest
hier, dass es auch mehr Chaos gibt. Kommt uns am Nachmittag jemand besuchen,
sieht es hier aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Dabei sind die Mädchen
erst 30 min am Spielen. Aber so what?! Ich habe beschlossen, nicht nach dem
Spielen gleich aufzuräumen. 2 oder max. 3-mal am Tag wird jetzt hier
aufgeräumt. Das Chaos auszuhalten, fällt mir wirklich schwer. Ruhig zu bleiben,
wenn ich auf ein Kleinteile trete, welches sich in meine zarte Haut unter der Fußsohle
bohrt, im Moment undenkbar. Aber ich arbeite daran und bin zuversichtlich, dass
es von Tag zu Tag besser werden wird. Denn ich möchte es!

Nein vermeiden. Sätze umformulieren. Wenn Sophie fragt, ob
sie Fernsehen gucken darf oder an das Ipad darf, verneine ich nicht gleich.
Vielmehr lenke ich sie ab und sage: Lasse uns erstmal was essen. Oder wenn sie
etwas in der Hand hat, bitte ich sie vorsichtig damit umzugehen anstatt, dass
sie es gleich abstellen muss, weil es sonst kaputt geht. Die
Umformulierung wird die ersten 1-2 Tage dauern, aber das ist eins der
leichtesten Aufgaben in der Umgewöhnungsphase.

Was noch dazu kommt: Ich lasse Sophie und Linnea sich etwas
häufiger durchsetzen. Natürlich immer nur, wenn es für die Kinder ungefährlich
ist. Während ich vorher gewisse Sachen zum zweiten Mal duschen am Tag
gleich abgeblockt habe, gebe ich diesen Wünschen nach. Natürlich müssen unsere
Kinder ein Umweltbewusstsein aufbauen, aber müssen sie noch nicht mit 4 oder
gar 1,5 Jahren
das können sie auch noch in zwei oder drei Jahren.

Zuhören. Die Mädchen reden den ganzen Tag, es fängt morgens
an ohne Punkt und Komma und endet erst, wenn sie abends schlafen gehen.
Dabei ist es nicht leicht das besonders Wichtige vom Wichtigen zu
unterscheiden. Aber während ich sonst mit ihnen geschimpft habe, versuche ich
jetzt zuzuhören. Egal wie genervt ich gerade bin.

Nichtsdestotrotz gibt es Momente und auch Situationen, in
denen ich das Wort habe und auch nicht diskutiere! Wenn es z.B. um das
leibliche Wohl von den Mädchen und von anderen geht.

Wir Eltern neigen dazu alles tot zu diskutieren. Kein
Wunder, dass unsere Kinder mutter-/vatertaub sind. In den letzten Wochen habe
ich oft bei Fienchen nachgefragt, was ich gerade gesagt habe und sie wusste es
nicht. Ich habe geredet und geredet und geredet und erklärt und noch mehr
geredet. Aber zugehört wurde erst dann, wenn ich laut geworden bin.

Da ich dieses „Laut werden“ nicht mehr möchte, muss ich etwas
ändern. Die Veränderung tut den Mädchen gut, aber vor allem auch mir!

 Bevor ich Euch eine gute Nacht wünsche, erfahrt Ihr wer den
tollen Paravent von den Wohnwerken.de gewonnen hat:

Herzlichen Glückwunsch liebe Jana (Jillian ri) Bitte melde
Dich bei mir. Deko-Hus@gmx.de

Startet gut ins Wochenende und viele Grüße

Eure Evi aus dem Norden

5 Kommentare

  1. Wow! So wie bin ich noch nicht – so Selbst-reflektiert zu sein, sich eigene Fehler einzugestehen und den Mut und die Kraft zu haben, diese ändern zu wollen. Hut ab! Das finde ich total mutig!
    Liebe Grüße, Annika

  2. Hier wird momentan auch viel geschimpft.der kleine Bruder ist jetzt vier Monate und das grosse Mädchen wird bald drei, da fehlt an vielen Stellen noch die reife und mir die Geduld.deine berichte zu dem Thema finde ich sehr spannend,ich bin zwar entspannt was Unordnung angeht,aber ich hasse es dauernd was aufzuwischen ^^

  3. Hallo Evi,
    ich habe dreijährige Zwillinge (Junge/Mädchen)und bei uns läuft alles genau so ab wie bei Euch. Vom ständigen Gemecker meinerseits und auch von meinem Mann, endlose Diskussionen darüber, was angezogen werden soll (bei meiner Tochter), wütend werden, wenn etwas umfällt oder kaputt gemacht wird usw. 1:1 erkenne ich mein Verhalten in Deinem. Und auch ich bin sehr unglücklich über die Situation und mein Verhalten den Kindern gegenüber.
    Immer wieder versuche ich ruhiger zu bleiben in Stress-Situationen, aber es ist verdammt schwer. Obwohl man den deutlichen Unterschied merkt, wenn man selber weniger meckert, sind auch die Kinder entspannter. Warum nur fällt es einem dann so schwer, sein Verhalten zu ändern? 🙁
    Ich wünsche uns Beiden, dass wir irgendwann an einem Punkt ankommen, an dem wir mit unserem Verhalten den Kindern gegenüber zufrieden sind. Es wird nie alles perfekt sein, aber das erwarte ich auch gar nicht 😉
    Viele liebe Grüße
    Andrea

  4. Liebe Evi,
    Ich habe eine Weile überlegt , ob ich mich zu diesem Thema äußern sollte. Ich habe mich entschieden es zu tun. Ich bekam meinen Sohn mit zwanzig Jahren. Das erste Jahr nach der Geburt war ich zu Hause. Dann müsste ich aber wieder arbeiten gehen, Vollzeit, damals 42 Wochenstunden. Mein Sohn ging in die Kita. Aufstehen mussten wir um 4.45 Uhr um pünktlich um 5.45 Uhr an der Kita zu stehen. Meine Arbeitszeit begann um 6.00 Uhr. Gegen 15.00 Uhr oder auch später holten ich ihn wieder ab. Dann ging es zum Einkaufen. Dies mussten wir jeden Tag machen, da es in der DDR schwierig war etwas zu bekommen. Jeden Tag gab es etwas anderes. Dann ging es nach Hause. Meistens war es dann schon 17.00 Uhr. Da ich meinen Haushalt auch noch erledigen musste, spielte mein Sohn solange allein. Dies klappte sehr gut. Nach dem Abendbrot hatten wir unsere Kuschelzeit und dann ging es ab ins Bett, da wir ja am nächsten Tag wieder früh raus musste. Das Wochenende gehörte nur uns zwei. Da haben wir viel unternommen und verbrachten unsere Zeit zusammen. Natürlich war ich auch oft genervt und auch mein Sohn stellte seine Ohren auf Durchzug. Aber ich habe ihn sehr selten angeschrien. Denn dies bringt überhaupt nichts. In dem Verhalten unserer Kinder spiegelt sich unser Verhalten wieder. Sie ahnen und nach. Denn für sie ist unser Verhalten maßgebend und normal. Sie haben ja nichts anderes vorgelebt bekommen. Das es anders auch geht, dies kennen sie nicht. Ich möchte hier ganz klar auch sagen, dass Kinder ganz klare Regeln und Grenzen haben müssen. Sie müssen gelobt, aber auch getadelt werden, wenn ihr Verhalten es verlangt. Wir Erwachsenen sagen wo es lang geht. Natürlich in angemessener Form. Dies muss jeder für sich herausfinden, was angemessen ist. Kinder sollten glücklich Heranwachsen und selbstbewusste Menschen werden. Wir haben diese Verantwortung zu tragen, sie auf das Leben vorzubereiten. Das Leben ist hart . Jeder spürt dies jeden Tag. Viel wird von einem abverlangt. Auch von den Kindern. Bereiten wir sie mit Liebe , Verständnis, Geborgenheit und ein starkes Selbstbewusstsein darauf vor. Dies geht, wie du schon eingesehen hast, liebe Evi, nicht mit schreien. Wenn du ruhig bleibst, dann sind es deine Kinder auch. Ich möchte keinesfalls belehrend klingen. Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen. Ich bin Erzieherin und arbeite sehr gern mit Kinder. Inzwischen bin ich auch schon Oma und genieße dies sehr. Liebe Evi, genieße auch du dieZeit mit deinen Kindern! Sie werden schnell groß und die Zeit kam man niemals zurück drehen. Höre auf dein Bauchgefühl. Denn was dir dies sagt, ist fast immer richtig. Ich wünsche euch alles erdenkliche Gute! Du bist eine gute Mutter.

  5. Ich mag jetzt nicht zu viel sagen. Nur: du hast ausgesprochen was ich mir schon so oft sage. Aber jetzt wo "ich es schriftlich habe", werde ich mir deine bzw diese Worte des öfteren abrufen. Danke!!

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