anzeige Freies Spielen und weshalb Langeweile für Kinder so wichtig ist

Während wir als Kinder das freie Spiel viel und oft praktiziert haben, weil unsere Eltern wenig Zeit für uns hatten, verlernen viele Kinder von Heute das Phänomen des Freispiels.

Weshalb ist es so?

Guckt man sich den Terminkalender der Kinder an, müsste man meinen, er würde einem viel beschäftigten Unternehmer gehören.

Montags geht man zum Turnen, Dienstag steht das Singen an, am Mittwoch das Schwimmen usw. Hat man mehrere Kinder mit einem vollen Terminkalender, wird man als Mama zum Taxifahrer degradiert. Zusätzlich zu den Terminen der Kinder, hat man selbst einen vollen Terminkalender. Kommt man dann abends nach Hause, wundert sich der ein oder andere wo die Zeit abgeblieben ist. Und da wären wir schon am entscheidenen Punkt:

Es bleibt einfach keine Zeit mehr für freies Spielen!

Dabei ist das Freispiel sehr wichtig für die Entwicklung unserer Kinder. Gemäß der Kampagne von Kamik #freeyourplay habe ich mich sehr intensiv damit auseinandergesetzt.

Wir wünschen uns für unsere Kinder, dass diese sich in der leistungsstarken Gesellschaft zurechtfinden. Deshalb fangen wir schon früh an, das Kind zu fördern. Wir hören klassische Musik in der Schwangerschaft, weil es die Entwicklung des Embryos fördern soll. Später besuchen wir Krabbelgruppen, um das Sozialverhalten zu fördern. Melden unsere Kindergartenkinder beim Englisch an und so weiter…

Wir fördern und fördern und zum Schluss überfordern wir das Kind.

Dabei bringt ein Kind alles was es auf dieser Welt, inkl der Lust neue Sachen zu erlernen, braucht mit. Kinder wollen lernen!

Nur bekommen Kinder immer weniger die Möglichkeiten Ihrer angeborener Lust nachzugehen und vor allem draußen können Kinder dieser Lust nachgehen: Steine sammeln, Steine ins Wasser werfen, die Sicht aus einem Baum genießen, Töne pfeifen mit Glashalmen etc.

„Das Beste, was einem Kind passieren kann, ist Langeweile“

das sagt der Hirnforscher Gerald Huether.

Lässt man den Kindern den Raum für freies Spielen, muss das Kind selbst überlegen, wie es die Zeit mit Inhalt füllt. Das Kind „übt“ sich in Überlegungen bei Problemen. Es lernt Probleme zu lösen, denn es muss überlegen, worauf ER/SIE Lust hat. Es wird sich Gedanken darüber machen, was es benötigt, um sein ausgewähltes Spiel durchzuführen – z.B. wenn es malen möchte: Was benötigt es dafür, außer Tusche?

Gibt man einem Kind ein “ Spielzeug“ an die Hand und lässt es dann frei Spielen, kann man schön beobachten, wie sich das Kind selbst damit auseinandersetzt. Oft erlernt das Kind selbst schneller die Handhabung des Spielzeuges, als wenn ein Erwachsener mit einer Anleitung daherkommt.

Geht man mit dem Kind raus, wird man die Welt aus Kinderaugen sehen: Die kleinen Ameisen, die den Weg kreuzen. Den Stau im Bach, den ein Stock verursacht. Das Zwitschern der Vögel…

Die Bedeutung vom Freispiel

Wer beim freien Spiel an Unsinn machen denkt, dem muss ich diesen Zahn ziehen. Es geht nicht darum, dass das Kind planlos durch das Haus oder durch den Garten streift. Es geht auch nicht darum, dass das Kind etwas zerstört, weil es ihm gerade in den Sinn kommt. Nein! Vielmehr geht es beim freien Spiel darum, dass wir den Kindern noch vorgeben:

  1. Wo sie spielen sollen. Denn manchmal ist der Platz auf dem Baum, der beste Aussichtspunkt der Piraten.
  2. Womit sie spielen sollen. Auch hier geht nicht darum dem Kind das Porzellan mit dem Goldrand zu überlassen. Aber was spricht dagegen dem Kind ein Paar  Tupperschüsseln zu geben?
  3. Mit wem es spielen soll. Klar ist es toll, wenn man mit der Mutter des Spielkindes ein Käffchen trinken kann, aber das sollte nicht das Hauptkriterium für die Spielverabredung sein.

Freies Spielen im Alltag

Ich gebe zu, dass es manchmal einer Herausforderung gleicht, das Freispiel (draußen wie drinnen) in den Alltag einzubinden. Mangels Zeit, mangels Lust oder weil die Umstände dies nicht hergeben. Aber strukturieren wir den Tagesablauf unserer Kinder mit Termin, lernen die Kindern nur schwer wie man sich selbst organisiert.

Und später wundern wir uns, dass unsere Kinder vieles nicht selbstständig auf die Reihe bekommen.

PS: Mir ist bewusst, dass jedes Kind anders ist und das jedes Kind auch anders damit umgeht. Auch unterschiedliche Umstände spielen eine Rolle.

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